Warum die Gemeinschaft „Europäische Union“ zum Scheitern verurteilt ist…

Nein, es wäre zu einfach, die wirtschaftliche Schräglage des EU-Mitgliedsstaats Griechenlands als Auslöser eines möglichen Zerfalls dieser, am Vorbild jener „Vereinigten Staaten der von Indianern annektierten Ländereien“ zu betrachten. Auch den anderen EU-Mitgliedern, welche mit „staatshaushaltlichen“ und wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, kann man nicht Schuld an einem vorhersehbaren Untergang dieses, im Kern zum Scheitern verurteilten Experiments eigensinniger Politiker, mit einer übermächtigen Gier, ihre Namen in Geschichtsbüchern zu verewigen, geben.

Uns allen ist klar, ein Patchwork-Teppich kann nur so stabil sein wie sein dünnster Flicken. Man könnte aber auch eine Kette nehmen, die an ihrem schwächsten Glied reißen wird. Wem auch dieses Beispiel keine Klarheit verschafft, kann durch einen einfachen Versuch mit einem Bindfaden die Zukunft der EU selbst nachstellen:

Man nehme jeweils ein Ende des Bindfadens in eine Hand und beginne nun damit, seine Hände von einander zu entfernen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Fadenenden nicht die Hände verlassen. Hält man sich genauestens an diese Anweisung, wird – und das ist Fakt – der Faden an seiner instabilsten Stelle eine unkontrollierte Trennung vollziehen.

Warum ist das so?

Nun, die einzelnen Fasern unseres Fadens leiden an dieser Stelle – im Vergleich zu anderen Bereichen – an einem geringeren Zusammenhalt des gesamten Verbunds. Übt man jetzt an beiden Seiten dieser ungleich starken Verbindung von Fasern eine Zugkraft aus, können die deutlich stärkeren Bereiche des Fadens das Reißen der schwächeren Bereiche nicht kompensieren. Das Ergebnis ist die Teilung eines Fadens in zwei Teile. Klingt zwar komisch, ist aber so.

Was hat unser Bindfaden-Experiment mit der EU zu tun?

Der aufmerksame Leser hat es sicherlich schon verstanden. Egal wie stark die Wirtschaft einzelner EU-Staaten ist, sie können die Wirtschaftsschwächen anderer Mitgliedsstaaten nicht kompensieren. Ein zerreißen dieser ungleich starken Verbindung ist die unumgängliche Folge.

Was könnte man dagegen tun?

Kommen wir zur Beantwortung dieser Frage wieder zurück auf unseren Bindfaden. Wir haben gelernt, der Faden reißt an jener Stelle, an der die Fasern den geringsten Zusammenhalt haben. Um also ein Zerreißen an dieser Stelle vorzubeugen, zerlegt man den Bindfaden in seine einzelne Fasern und fügt diese dann gleichmäßig neu zusammen. Das Ergebnis sollte ein Faserverbund, wie beispielsweise beim Kohlenstofffaserverbund, ohne Schwachstellen sein.

Übertragen auf unsere Ausgangsthematik EU-Instabilität würde dies bedeuten, man müßte um eine gemeinschaftliche Stabilität zu erreichen, die Wirtschaftskraft, also die Arbeits- und Leistungsbereitschaft der Bürger in den einzelnen Staaten, den Lebensstandard innerhalb der Mitgliedsnationen, das Sozial- und Bildungssystem innerhalb der EU-Mitglieder und zu guter Letzt auch viele, in der Mentalität der unterschiedlichen Volksgruppen begründeten, abweichende Sichtweisen der Dinge aller EU-Mitglieder auf ein gleiches Maß bringen.

Im Einzelnen würde das bedeuten:

  • Gleiche Wochenarbeitszeit in allen Ländern…
  • Gleiche Löhne und Gehälter in allen Ländern…
  • Gleiche Sozialleistungen in allen Länder
  • Gleiches Renteneintrittsalter in allen Ländern…
  • Gleicher Lebensstandard in allen Ländern…
  • Gleiche Preise für alles in allen Ländern…
  • Gleiche Steuern in allen Ländern…
  • Gleiche Rechte für Bürger in allen Ländern…
  • Gleiche Gesetze in allen Ländern…
  • Und noch vieles mehr…

Allerdings würde das bedeuten, dass die „bessergestellten Länder“ eine Korrektur nach unten ertragen müßten, wohingegen sich die „schlechter gestellten Länder“ an einer Korrektur nach oben erfreuen könnten. Anders gesagt, die einen bekämen mehr Geld für ihre Arbeitsleistung und die anderen weniger. Oder aber auch müßten die einen fortan mehr Arbeitsstunden im Jahr entrichten, wohingegen andere mehr Freizeit genießen könnten. Bei den einen würden die Preise für Immobilien und Eigenheime enorm sinken, andere hingegen würden sich die Augen reiben, was ein eigenes Haus so kosten kann. Man könnte hier ewig so weiter machen. Fakt jedoch ist, jede auf den ersten Blick positiv vermutete Veränderung, würde zwangsläufig auch so manche negative Veränderung nach sich ziehen. Und sich nur „die Rosinen vom Kuchen picken“ kann dann keiner mehr.

Ein kleines Beispiel am eingangs erwähnten Mitglied Griechenlands und einem weiteren Mitglied der EU – Rumänien:

Im Durchschnitt geht der griechische Arbeitnehmer mit 61,4 Lebensjahren in seinen Altersruhestand, wohingegen sein rumänisches Pendant bereits mit 55,5 Jahren seine Rente genießt. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rentenalter)

Das griechische Durchschnittseinkommen liegt bei ca. 24.000 Euro im Jahr, wohingegen in Rumänien gerade mal 7.100 Euro im Jahr fällig werden.

Rumänen zahlen, trotz ihres eher deutlich geringeren Einkommens ca. 1000 Euro/qm für ihr Eigenheim, wohingegen in Hellas um die ca. 1600 Euro/qm fällig werden. Inländisch regionale Abweichungen habe ich jetzt mal außer acht gelassen, denn ein Haus in einem Dorf im tiefsten Osten Deutschlands kostet auch „unwesentlich“ weniger als in München. Aber egal, weiter…

Wollen wir mal ein wenig rechnen um Gleichheit zu schaffen und wie das geht sollte klar sein: Wir nehmen die Zahlen, addieren sie und teilen sie dann durch zwei.

Renteneintritt:

  • GR + RO = 116,9 x 0.5 = 58,45 Lebensjahre
  • GR: 2,95 Jahre früher
  • RO: 2,95 Jahre später

Einkommen:

  • GR + RO = 31.100 Euro x 0,5 = 15.550 Euro
  • GR: 8.450 Euro weniger
  • RO: 8.450 Euro mehr

Eigenheim:

  • GR + RO = 2.600 Euro x 0,5 = 1.300 Euro/qm
  • GR: 300 Euro weniger
  • RO: 300 Euro mehr

Klingt ja alles recht plausibel bis hierher, nicht wahr? Der rumänische Arbeitnehmer verdient von nun an mehr, dafür zahlt sein griechischer Gegenspieler im Umkehrschluß weniger für seine Immobilie. Wenn dann noch die Steuern angeglichen werden, dann steht einer Vereinigung dieser beiden Staaten nichts mehr im Wege. Nun ja, natürlich muß der griechische Landsmann erst einmal akzeptieren, dass er ab sofort um ein vielfaches weniger verdienen soll, damit sein rumänischer Unions-Partner mehr für seine Arbeitsleistung bekommt. Ich vermute mal stark, dass die Zustimmung zu knapp 3 Jahren später in Rente zu gehen, allerdings auch 300 Euro mehr für den Quadratmeter Eigenheim aufbringen zu müssen, dafür jedoch 8.450 Euro mehr im Jahr zu haben deutlich größer ausfallen würde, als in Griechenland… Oder?

Was würde wohl passieren, wenn man Deutschland in den Vergleich einbeziehen würde???

  • Das deutsche Jahresgehalt liegt laut deutscher Rentenanstalt – und die müßten es wissen – bei 34.900 Euro.
  • Durchschnittlich zahlt der deutsche Staatsbürger 2.500 Euro/qm für sein Eigenheim.
  • Dafür freut sich der deutsch Arbeitnehmer dann auf sein reales Renteneintrittsalter nach 61,85 Lebensjahren.

Renteneintritt:

  • GR + RO + DE = 178,75 / 3 = 59,58 Lebensjahre
  • GR: 1,82 Jahre früher
  • RO: 4,08 Jahre später
  • DE: 2,27 Jahre früher

Einkommen:

  • GR + RO + DE = 66.000 Euro / 3 = 22.000 Euro
  • GR: 2.000 Euro weniger
  • RO: 14.900 Euro mehr
  • DE: 12.900 Euro weniger

Eigenheim:

  • GR + RO + DE = 7.600 Euro / 3 = 2.533 Euro/qm
  • GR: 933 Euro mehr
  • RO: 1.533 Euro mehr
  • DE: 33 Euro mehr

Hoppla… Was ist nun passiert? Rumänen und Griechen müssen auf einmal länger arbeiten, wobei der Grieche deutlich weniger Abstriche machen müßte. Lachender Dritter ist der Rumäne, der zwar 533 Euro mehr für den QM seines Eigenheims berappen müßte, sich dafür aber über 14.900 Euro mehr Einkommen erfreuen kann. Werden die Steuersysteme angepaßt, dann stünde einer Vereinigung von Deutschlands, Griechenlands und Rumäniens nichts mehr im Weg… Oder???

Klar, da war doch noch was: Der deutsche Staatsbürger müßte einverstanden sein, dass er fortan nur noch 63% seines bisherigen Einkommens erhält, während die Immobilienpreise um 33 Euro/qm steigen . Dafür könnte er aber immerhin 2,27 Jahre früher in die Rente – naja, zumindest wenn er sich das dann noch leisten könnte…

Fragen wir uns nun ein weiteres Mal nach einer „wahrscheinlichen“ Befürwortung aller Bürger dieser Vereinigung:

  • Rumänien: Jaaa ???
  • Griechenland: Jain ???
  • Deutschland: Hmmm… ???

Wie war das nochmal mit dem Bindfaden???

Ja liebe Leserinnen und Leser, so schaut es aus wenn man nur drei Werte miteinander vergleicht um eine Gleichheit zwischen drei Parteien zu erzielen. Das schwächste Mitglied partizipiert an der Gemeinschaft mit stärkeren, wohingegen die stärkeren Gemeinschaftsmitglieder eher für die Zeche aufkommen müssen.

Fakt ist:

Alleine dieser Weg führt zu einer Stabilität in einer Gemeinschaft, wie auch nur eine Neuordnung der Fasern unseres Bindfadens zu mehr Stabilität führen würde.

Und da wir ja keine sprachlichen Unterschiede wie in den „Vereinigten Staaten der von Indianern annektierten Ländereien“ haben, ist es für uns auch kein Problem, dieses Thema mal in einer gemütlichen Runde im rumänischen oder griechischen Hinterland zu besprechen. Denn in einer Gemeinschaft sollte schließlich jeder die Sprache des anderen verstehen… Oder etwa nicht?

Kommen wir zum Schluß:

Wirtschaftsgemeinschaften sind nur dann stark, wenn alle Mitglieder eine annähernd gleiche Wirtschaftskraft haben. Die europäische Gemeinschaft besteht aus Mitgliedsstaaten, deren Wirtschaftskraft sich viel zu sehr von einander unterscheiden.

Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger in wirtschaftsstarken Ländern, Abstriche akzeptieren zu müssen um die schlechter gestellten Länder mitfinanzieren zu können, schwindet von Tag zu Tag.

Es wäre an der Zeit zu handeln, bevor diese Blase der Unzufriedenheit platzt.

Auf diesen Text muß ich jetzt ein Bier trinken, ein deutsches Bier, ein Münchner Bier. Es kostet in München im Schnitt 4,00 Euro.
4,00 Euro sind 0,68% des monatlichen Durchschnittseinkommen eines Arbeiters in Rumänien. Müßte man für dieses Bier nun 0,68% des deutschen Durchschnittseinkommens berappen, würde es mit 19,78 Euro zu Buche schlagen… Vielleicht ist das der Grund, warum das Bier in Rumänien im Schnitt nur 0,40 Euro kostet?

Ähm… Stop: Der Rumäne zahlt also nur 0,068% seines Einkommens für ein Bier, wohingegen in München für ein Bier, naja – natürlich ein deutlich besseres Bier, aber dennoch 0,138% eines deutschen Einkommens zu bezahlen ist???

Das ist ja mehr als das Doppelte!!!

WO BITTE IST DA DIE GEMEINSCHAFTLICHE GERECHTIGKEIT ! ! !

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